Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 110 Episoden

MG106_16. Sonntag im Jahreskreis B

Gläubige tragen Verantwortung und sollten auf Selbstfürsorge und Mitgefühl achten, wie Jesus lehrt. Die Podcast-Folge betont Demut, Lastenübergabe an Gott und die Bedeutung von Selbstliebe für ein erfülltes Leben.

21.07.2024 12 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 16. Sonntag im Jahreskreis B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, ich weiß nicht, wie du dir deine Verantwortung in der Nachfolge vorstellst, oder ein bisschen größer gesagt, oder großspuriger, deine Verantwortung in der Kirche. Weil jeder, der getauft ist, hat irgendeine Verantwortung. Und davon ist auch unter anderem heute die Rede im Evangelium, aber auch in den Lesungen, wo wir von einer Hirtenaufgabe für manche hören, zumindest in der ersten Lesung, die nicht wahrgenommen wird, wo ein Urteil über sie gesprochen wird. Und Jesus selber stellt sich wie ein Hirte dar. Es lohnt sich wirklich der Blick in das Evangelium. Erstens ist es eine sehr einfache Geschichte. Geschichte, also Jesus tut nicht lehren mit komplizierten Worten, sondern es wird nur erzählt, was er getan hat und seine Jünger. Er schickt seine Jünger irgendwo aus, um das Evangelium zu verkünden, also die Botschaft, die freie Botschaft zu verkünden, auch Wunder zu tun, Heilungen und so weiter. Sie kommen zurück und da setzt der Text heute an. Jesus merkt anscheinend, dass diese Jünger müde sind. Wer ist nicht müde gewesen im Leben? Also ich bin fast ständig müde. Liegt nicht daran, dass ich irgendwie die Nächte irgendwas Komisches mache. Ich gehe normalerweise um 9 Uhr schlafen, stehe um 5 Uhr auf und bin trotzdem müde. Also das hat nichts mit der Lebensweise zu tun. Es ist manchmal so. Und Jesus merkt diese Müdigkeit seiner Jünger. Und das Erste, was er sagt, wir gehen jetzt weg von diesen Leuten, von dieser Aufgabe, die so viel von euch abverlangt. Und überleg für dich selber, was in deinem Leben solche Aufgaben sind, die man machen soll und macht und die so viel kosten, dass man manchmal unglaublich müde wird. Also wer Kinder hat, hat das leicht zu feststellen. Wer arbeitet auch, wer diese beiden Sachen nicht hat, wird auch Aufgaben haben im Leben, die einen wirklich aufzählen. Weil wir haben Menschen um uns herum und Menschen verlangen uns einiges ab. Auch wenn du die Zeit mit deinen besten Freunden verbringst, wirst du irgendwann auch müde werden. Spätestens dann, wenn du wieder nach Hause kommst. Und darin ist nichts Schlimmes. Aber es geht auch darum, dass wir merken, dass manche Sachen in unserem Leben viel kosten. Und das ist eine Binsenweisheit, das ist nur eine Beobachtung, nichts anderes. Aber schaut euch Jesus an. Der könnte sagen, ihr habt eine große Aufgabe, Evangelium und so, das Reich Gottes, wichtige Dinge. Ihr müsst euch zusammenreißen und noch mehr tun. Nein, er sagt ihnen, kommt mit mir und ruht euch aus. Für Gott ist es kein Problem, dass wir manchmal überfordert sind, dass wir auch manchmal Zeiten haben, wo ich mal mit der Kirche, mit Gott vielleicht nicht viel zu tun haben will. Wenn dir einmal etwas zu viel wird, höre auf dein Herz. Sag es Gott, mir ist es im Moment ein bisschen viel, ich nehme mir kurz eine Auszeit oder lang, je nachdem wie du brauchst. Und für Gott ist es kein Problem, zumindest so wie Jesus sich hier verhält. Das Problem ist, auch wenn du für dich eine Zeit, einen Ort findest, wo du dem Ganzen, was dich auffrisst und aufzerrt, was nicht gleich negativ sein muss, aber es kostet einfach so viel, wo du dem entkommen kannst, du nimmst Sachen mit. Wie viele Leute sind nach ihrem Urlaub mehr müde als vor dem Urlaub? Und nicht, weil sie so viel getan haben im Urlaub, sondern weil so vieles da ist, was anstrengend ist. Dann kommen die Konflikte, die in mir sind, irgendwie auch ans Licht und ich kann mich nicht mehr zammreißen, wenn eine Kleinigkeit nicht mehr stimmt, wo mir jemand auf den Wecker geht, den ich normalerweise gut vertrage und dann ein Wort zum anderen führt und es wird kompliziert und anstrengend. Wie oft, wenn du alleine bist und niemanden um dich selber hast, Wie oft quälen dich manche Gedanken. Es ist nicht so, dass du einfach alles abstreifen kannst und da bleibt es und ich gehe dort. Nein, man nimmt immer viel mit. Vieles, was sich weiterhin viel kosten wird. Weil dieses sich den Kopf zermartern über manche Dinge, die dir zusetzen, wie du selber vielleicht manchmal bist oder wie die anderen sind. Das kostet auch alles Kraft. Und wenn man in dieses Evangelium schaut, dann ist es immer noch so. Also Jesus geht mit den Jüngern an den einsamen Ort. Die Leute haben es gemerkt und sind sogar vor Jesus und den Jüngern dort und belästigen sie weiter. verlangen ihnen weiterhin etwas ab. Und Jesus sagt jetzt nicht den Jüngern, machen wir das jetzt schnell gemeinsam. Wenn wir die Kräfte bündeln, wird es schneller vorbei sein und dann können wir endlich ausruhen. Jesus ist realistisch. Da werden wieder andere kommen. Und was macht er? Er lässt die Jünger einfach, wo sie sind. Und wird nicht mehr von Jüngern berichtet, sondern was Jesus tut. Jesus hat Mitleid mit diesen Menschen. Und das ist fast wie eine Rache. Also es ist ein lustiges Evangelium, weil dann steht es, und er lehrte sie lange. Ziemlich lange wahrscheinlich. Das ist so, also wie eine Bestrafung aus meiner Sicht. Die Mühen sich abgehen um den See, warten, dass Jesus ein Wunder tut. Und was tut er? Der lehrte sie jetzt lange. Jetzt habt ihr es. Er wollte alleine sein. Jesus war nicht so böswillig und so kleinlich. Aber so kommt es mir ein bisschen vor. Aber das, was entscheidend ist, dass Jesus die Jünger dafür überhaupt nicht mehr braucht. Er lässt sie sich ausruhen und er selber übernimmt. Und das ist das, was wir in der Kirche und auch außerhalb der Kirche lernen müssen. Gott ist für uns da. Und du musst die Welt nicht erlösen. Das hat Jesus getan und glaub mir, egal was du in deinem Leben tun würdest, du bist nicht so wichtig, dass die Welt auf dich nicht verzichten könnte. Das klingt jetzt nicht so ganz angenehm, aber wir müssen wirklich auch lernen für uns, manche Dinge loszulassen und manches in deinem Leben wird nicht gelingen. Wenn du mir nicht glaubst, schau dir die nächsten zwei Tage an, wie du mit anderen Menschen umgehst. Ein oder zweimal wird schon vorkommen, dass da was nicht gelingt. Und es muss nicht unbedingt an dir liegen. Und das ist in Ordnung. Die Welt wird dadurch nicht untergehen. Ich möchte, dass ihr mich nicht falsch versteht. Es geht nicht darum, dass alles wurscht ist, weil das ist es nicht. Aber ich rede nicht zu Leuten, denen alles wurscht ist. Sie sitzen ja in der Kirche. Also was soll ich euch da groß erklären, dass man sich benehmen muss und dass man auch Verantwortung für andere trägt. Das wisst ihr alles. Aber manchmal ist die Verantwortung, die wir tragen, einfach zu groß. Und das ist gut, wenn du das merkst, wenn es dir zu viel ist und deinen Kindern einmal sagst, Leute, Mama geht jetzt baden oder sonst was, lasst mich, oder mein Papa macht irgendwas anderes, lasst uns in Ruhe. Oder wenn die Kinder auch mal sagen können, ich brauche jetzt ein bisschen Zeit für mich, egal, was sie tun. Und das ist wichtig für uns als Menschen, aber es ist auch wichtig in der Nachfolge. Das ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass man im geistigen Leben irgendwie erwachsen wird. Dass man Gott auch sagen kann, du, ich will jetzt mit dem ganzen Glauben und dem Dings da einmal Pause machen. Das bedeutet nicht, dass du dich vom Glauben verabschiedest und so weiter, sondern dass du auf dich selber schaust. Weil das Evangelium, das ist kein Pappenspiel. Das ist eine anstrengende Sache, wenn man es ernst nimmt. Und es kostet sehr viel, den Weg Jesu zu gehen. Nicht nur, weil es im Evangelium so anstrengend ist, aber weil die Welt auch anstrengend ist. Und wir sind nicht Käpt'n Amerika oder sonst irgendein Superheld, sondern wir sind schwache Menschen und haben begrenzte Mittel. Und das ist in Ordnung so. Und wir dürfen uns darauf verlassen, dass die Gemeinschaft der Kirche einiges übernimmt, auch wenn es da meistens ziemlich hackelt, das funktioniert nicht so gut, dass andere für dich Dinge machen, die du tun solltest. Aber wir dürfen uns letzten Endes darauf verlassen, dass die wichtigen Dinge wir Gott auch übergeben können. Und das ist auch meine Bitte an euch. Wenn euch etwas zu viel wird, sagt es Gott und übergibt ihm das einfach. Manches renkt sich von selber ein. Nicht alles, aber manches. Und manchmal übernimmt Gott wirklich da, wo es notwendig ist und hilft uns so, einfach Mensch zu sein. Ein Mensch zu sein, Christ, Christin zu sein, bedeutet nicht, irgendwelche besonderen Dinge zu machen, sondern wahrzunehmen, wer du bist und dem zu entsprechen, weil so hat dich Gott geschaffen, wie du bist und nicht anders. Hätte er gewollt, dass du fliegst, hättest du Flügel. Hast du nicht, dann ist Fliegen vielleicht nicht so deine Aufgabe. So einfach ist es. Das möchte ich euch mitgeben. Einfach achtet auf euch. Was euch manche Sachen im Leben kosten, lernt, Nein zu sagen. Das ist das Wichtigste, was man grundsätzlich lernen muss als Erwachsener. Nein zu sagen, grundsätzlich. Bei mir ist die grundsätzliche Antwort immer Nein. Dann schauen wir. Und das, was uns zu schwer wird, auch Gott zu übergeben. Nun lasst uns unseren Glauben gemeinsam bekennen.