Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 110 Episoden

MG104_14. Sonntag im Jahreskreis B

Propheten werden oft nicht anerkannt. Jesus diente im Verborgenen, bevor er bekannt wurde. Heiligkeit im Alltag zu finden wird betont. Es wird ermutigt, Heiligkeit in normalen Aktivitäten zu suchen.

07.07.2024 10 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, dieser Satz, den wir gehört haben von Jesus, dass ein Prophet in seiner eigenen Heimat keine Anerkennung findet, ist ein Zitat aus dem Alten Testament. Aber das ist etwas, was grundsätzlich ein Allgemeingut geworden ist mit der Zeit. Diesen Spruch kennt eigentlich jeder von uns. Niemand kann ein Prophet im eigenen Land sein. Und das ist auch so, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber am schwersten ist es, über Dinge zu reden, die mir selber wichtig sind. Menschen, die mit mir die meiste Zeit verbringen. Also nicht so Belanglosigkeiten, sondern wirklich so Herzensdinge. Es ist sehr schwierig, das zur Sprache zu bringen, weil da kommt immer die Frage, wie wird derjenige reagieren, oder diejenige, die mich das erzähle jetzt im Moment, der, die kennt mich doch, weiß, wie mein Leben ist. Und wenn ich dann das Innerste offenbare, stellt man sich sozusagen zu schauen. Und bei Jesus geht es sogar so, dass er dann ganz wenige Leute heilen kann, weil sie ihm nicht glauben. Und das ist auch die Hoffnung, trotz des Unglaubens der Zuhörer konnte er heilen. Also es kommt nicht auf deinen oder meinen Glauben an, bei dem, was Gott bei uns tut. Aber ich möchte über etwas reden, was hier ein bisschen verborgen ist und was mit unserem Leben vielleicht mehr zu tun hat. Jesus, so die Tradition, hat 30 Jahre lang, also sozusagen unerkannt erlebt, also die Bibel sagt, im Verborgenen, aber niemand wusste, wer er ist. Irgendein Zimmermann irgendwo macht seine Dinge und niemanden interessiert. Und die letzten drei Jahre seines Lebens ist er dann öffentlich aufgetreten. Das ist halt die Tradition, was die Zahlen betrifft. Die Bibel berichtet es auch so, den größten Teil seines Lebens war Jesus ein Niemand. Niemand kannte ihn, niemand wusste es, wer er ist. Und bei Jesus selbst, das lehrt auch die Kirche, ist die Erkenntnis mit der Zeit gekommen, wer er wirklich ist. Also wenn man seine Menschwerdung ernst nimmt, dann ist es halt so. Und für mich fragt es sich also nicht so sehr, was Jesus in dieser Zeit gemacht hat. Damit haben sich sehr viele am Anfang des Christentums beschäftigt, was Jesus als Kind so gemacht hat. Da gibt es sogar so solche Berichte, die sich Evangelien nennen aus seiner Kindheit und so weiter. Alles mehr oder weniger ausgedacht und hat mit der Wirklichkeit eher Wunschdenken, das weiterzubringen, was passiert sein könnte, als Jesus klein war oder als junger Erwachsener, als das wirkliche historische Ereignisse waren. Aber trotzdem ist es der größte Teil seines Lebens hier auf Erden gewesen. Und bei seinen Jüngern, die haben dann diese Wunder gesehen und was passiert ist, was er wirklich auch seiner göttlichen Natur offenbarte, denen fiel es ein bisschen leichter zu glauben, wer er ist. Dass sie es auch nicht glauben konnten, davon berichten die Evangelien. Bis zu seinem Tod am Kreuz haben sie es nicht verstanden, wer er ist. Und danach fiel es ihnen auch nicht einfacher. Warum ich darauf so rumreite? Weil es gibt in sehr vielen Christen dieses Bedürfnis, und das ist sehr menschlich, nach Außergewöhnlichem im Glauben. Wenn ich irgendwo hingehe, ob es der Sonntagsgottesdienst oder etwas anderes, eine religiöse Veranstaltung, ich erwarte mir etwas davon, was meinen Alltag vielleicht ein bisschen durchbricht. Oder es in einem tieferen Sinn gibt. Und diese Erwartung ist weder falsch noch irgendwie unangebracht. Das ist völlig in Ordnung, sich das zu erwarten. Aber das meiste unseres Lebens spielt sich woanders ab. Und jetzt haben wir vor einigen Stunden erfahren, dass einer unserer Mitbrüder heilig gesprochen ist, ist der Engelbert Kolland, der ist einem Märtyrer totgesprochen. Und ich sage es mir immer, die Märtyrer, auch wenn ihr Tod etwas Schreckliches war, haben es einfach gehabt mit dem Himmel. Also ich weiß nicht, wie alt der Engelbert Kolland war, aber viele Märtyrer sind relativ jung gestorben, jünger als ich. Und die müssen sich nicht damit rumplagen, was das Alter mit sich bringt, was das Leben mit sich bringt. Wie oft musstest du schon deine Wohnung, dein Haus putzen? Wie oft musstest du kochen, etwas reparieren, sich mit Menschen abgeben, die dir gerade wirklich auf den Wecker gehen und die einfach im selben Zimmer wie du schlafen oder im Zimmer nebenan? Das ist das, was unseren Alltag ausmacht. Sehr oft. Und das ist auch der Ort, wo wir heilig werden, letzten Endes. Und das ist so schön auch zu sehen, auch wenn das alles Vermutungen sind, dass Jesus die meiste Zeit seines Lebens wirklich unerkannt gewesen ist. Also die Leute haben mit ihm das Leben geteilt, wussten, denen kam es nicht in den Sinn, wer er ist. So zeigt sich auch der christliche Weg, also dadurch zeichnet er sich aus. Nicht so sehr durch das Ungewöhnliche, obwohl das auch Platz haben darf. Und das ist auch wichtig, dass es unter uns Menschen gibt, die zu groß und fähig sind und Großes vollbringen. Aber das meiste ist unspektakulär und nicht so aufregend, wie wir es vielleicht manchmal gerne hätten. Und deswegen wird es wirklich aufregend, wenn du dich damit befasst. Wenn du ganz genau schaust auf deinen Alltag, auf deinen Wohnort, auf die paar Quadratmeter, auf denen du dein Leben verbringst, was spielt sich da ab und was hat damit vielleicht das Evangelium zu tun Und wie kann ich dort, in diesen ein paar Quadratmetern, das Evangelium Wirklichkeit werden lassen? Und draußen auch, das schließt sich nicht aus, aber das ist wirklich wesentlich für uns. Und ich möchte euch einladen, im Sommer ist es manchmal ein bisschen einfacher, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen, aber wirklich den Alltag anzuschauen, und wo ich vielleicht das, was ich von Jesus weiß, von der Bibel weiß, in meinem Alltag integrieren kann. Wie ich damit umgehe, wenn ich wieder mal aufräumen muss. Es geht jetzt nicht darum, große Freude daran zu entwickeln. Aufräumen ist ätzend grundsätzlich, weil das nimmt kein Ende. Aber kann ich das vielleicht, so wie es früher die Alten gesagt haben, aufopfern für etwas Gutes? Gott als ein Opfer darbringen. Oder als ein Geschenk für Gott. diese meine Arbeit, die ich jetzt vollbringe. Einfach die einfachen Dinge, die deinen Alltag ausmachen, wirklich heiligen. Das ist im Grunde genommen der christliche Weg, auch wenn die Kirche dieses Außergewöhnliche braucht fürs Leben, dass es notwendig ist, dass Menschen auch mit ihrem Leben für den Glauben einstehen. Du tust es nicht weniger, wenn du es in deinem Alltag machst. Nur es ist halt nicht so sichtbar. Und es muss auch nicht sichtbar sein. Darum geht es ja nicht, sondern darum, wie du deinen Weg mit Gott gehst. Und das hat, glaube ich, in den Augen Gottes einen großen Wert. Diese einfachen Dinge in unserem Leben, die wir versuchen, mit ihm zu gehen. Nur der Vergleich. 30 Jahre seines Lebens blieb Jesus unerkannt, hat stinknormale Dinge gemacht. Und das ist das meiste seines Lebens. Drei Jahre seines Lebens Wunder und außergewöhnliche Dinge. Das ist ein kleiner Teil, nicht mal zehn Prozent seines Lebens. Das muss man auch so ein bisschen gewichten für sich selber. Wir kennen halt vom Leben Jesu diese letzten drei Jahre und die sind ungemein wichtig und entscheidend. Aber sie sind nicht das meiste, was er erlebt hat. Und wenn wir Jesus nachfolgen sollen, dann auch in diesem Gewöhnlichen und Normalen, was deinen Alltag ausmacht.