Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 110 Episoden

MG103_12.Sonntag im Jahreskreis B

Der Sprecher reflektiert die symbolische Bedeutung eines Sturms im Evangelium, ermutigt zur Ruhe im Sturm, betont Vertrauen auf Gottes Führung in aussichtslosen Situationen und die Wichtigkeit von Hoffnung und Glaube an Gottes Gegenwart.

26.06.2024 15 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 12. Sonntag im Jahreskreis B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, das Evangelium, das wir gehört haben, ist wohl bekannt. Und groß braucht man das nicht zu erklären. Ich glaube jedoch, dass auch für uns heute da viel verborgen ist, das für den Alltag auch nützlich sein kann. Aber zuerst zu dem Text selber. Also das ist einfach ein Sturm auf einem See, höchstwahrscheinlich geht es um den See Genezareth. Das berichtet Markus nicht so ganz genau, aber man kann es annehmen. Es ist aber relativ egal, ein Sturm auf dem Wasser ist etwas sehr Unnatürliches für uns Menschen. Also wir sind dafür gemacht, auf festem Boden zu leben und nicht in irgendwelchen kleinen Bötchen auf dem See, oder irgendwo noch weiter draußen. Wer schon einen Sturm erlebt hat auf einem See, wenn man sich in einem Boot befindet, wird wissen, das ist kein Spaß. Ich habe das nie erlebt, mir hat es schon ausgereicht. Einmal, keine Ahnung, ich war so 16 oder sowas, war ich in Italien, also tolle Sache und so, und bin geschwommen, also es war die Adria, Ich bin einfach rausgeschwommen, da gab es ein paar Steine. Und ich habe es kaum geschafft zu diesen Steinen, es waren so 200 Meter, und als ich dort war, habe ich es kaum geschafft runterzukommen, weil die See so stürmisch geworden ist. Es war sehr bedrohlich für mich. In seiner Situation befinden sich die Jünger und Jesus selbst. Das waren ja Fischer alles. Also grundsätzlich hat sie nichts so schnell aus der Fassung gebracht, ein bisschen Wind und Schaukeln, ist nicht weiter schlimm für sie gewesen und sie bekommen es mit der Angst. Und man muss auch wissen, dass es nicht nur das Geschehen selbst, das hier berichtet wird, sondern auch die ganze Welt, die mitgedacht wird, in der die Jünger lebten. Also für einen Menschen, der auf dem Land aufgewachsen ist, ist das Wasser etwas Unnatürliches. Bis ins 20. Jahrhundert konnten die meisten Seeleute nicht schwimmen, weil wasser etwas bedrohliches ist und man bleibt drinnen sitzen in dem boot und tut nicht rum schwimmen das ist sehr quatsch weil da drinnen gibt es dinge die man nicht sehen kann und wie oft habe ich als kind irgendwas gehört von irgendwelchen strudeln dass man da nicht raus fahren raus schwimmen soll auf einem fluss wird man reingezogen also schreckliche geschichten das Das Wasser ist etwas Bedrohliches und steht auch in der Bibel nicht nur für das Wasser an sich, sondern auch für das Böse in unserem Leben, das Unberechenbare. Wenn wir diese Geschichte so hören, dann wird es vielleicht ein bisschen näher. Weil, ich weiß nicht, ob du das in deinem Leben erfahren hast, höchstwahrscheinlich schon, Schon manchmal gerät man im Leben in Situationen, wo man sich wie in einem Sturm fühlt, wo alles kaputt geht, wo dieses Gebilde, das unser Leben ist, wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzt und wir jegliche Kontrolle über dieses Leben verlieren. Es gibt solche Zeiten in unserem Leben, ab und zu, Gott sei Dank nur ab und zu, hoffentlich, wo alles, wo du das Gefühl hast, da geht gar nichts mehr. Und als gläubiger Mensch fragt man sich dann auch, das ist die Frage aller Fragen, warum hilfst du mir nicht? Das ist eine Frage, die den Menschen begleitet, seit er irgendetwas anzubeten begann. Warum ist der Gott, an den ich glaube, obwohl er so viel Großes tun kann, nicht so, dass er mich vor allem Bösen bewahrt? Das ist die Frage, die dann kommt irgendwann. Und das ist eine Frage, die man nicht beantworten kann. Und ich werde auch keine Antwort darauf liefern. Aber es gibt etwas, was mir sehr wichtig ist, wenn wir die Texte dieses Sonntags betrachten. Also zu sehen, dass in der Mitte dieses Sturmes es einen gibt, der die Ruhe selbst ist. Interessant ist zu sehen, was Jesus tut in diesem Sturm. Er schläft auf einem Kissen. Es war wahrscheinlich der Sitzpolster für den Steuermann, dass er es nicht so hart hat, aber höchstwahrscheinlich ist es auch der Ort, darauf deutet der Text, zumindest der überlieferte griechische Text, dass Jesus dort geschlafen ist, wo der Steuermann sitzt, weil dort auch etwas Gepolstertes war. Und der Steuermann, dem kümmert es nicht anscheinend, dass der Sturm da über alle losbricht. Und deswegen bekommst du die Jünger auch wahrscheinlich mit der Angst. Und wie oft hast du dich in deinem Leben so gefühlt, dass du nicht mehr das Steuer in der Hand hast, und Gott anscheinend auch nicht. Und sich dann zu erklären, ja, Gott weiß es irgendwie schon und er führt alles zum Guten. Das hilft manchmal. Das ist aber ein großer Glaubensakt in solchen Situationen. Und manchmal hilft es gar nichts. Warum schläft Jesus in diesem ganzen Sturm? Merkt er es nicht, wie schlecht es den anderen geht? Und er macht es sich noch bequem dazu. Auf einem Polster tut er schlafen. Das, was Jesus tut, danach, als er aufgeweckt wird, erklärt, warum er da so ruhig schlafen kann. Er steht auf und sagt, spricht zu dem Sturm, schweig, und es kehrt Ruhe ein. Und die Wendung, die Jesus hier verwendet, verwendet man im Griechischen auch, um mit Tieren zu sprechen. Also mit etwas, das in der Vorstellung fährt, der Menschen damals und auch viele heute, mit etwas, was nichts wert ist. Ein Hund hat dir zu gehorchen, wenn du etwas sagst. Und so spricht Jesus mit dem See, mit dem Sturm, als ob es nichts wäre für ihn. Solche Vollmacht, das ist nur, um zu verdeutlichen, welche Vollmacht Jesus da ausübt. Für ihn ist es ein Klacks. Er macht es einfach. Noch lustiger wird es, wenn wir in die erste Lesung schauen. Der Text ist so übersetzt, wie er übersetzt ist, weil irgendwie muss man Texte übersetzen. Und da geht es auch um einen großen Sturm. Also es ist ein Wettersturm und es ist ganz schlimm. Und dann spricht Gott zu Iob. Wer verschloss im Meer die Toren, als schäumend ist der Mutterschoß entquoll. Und dann kommt es, als Wolken ich zum Kleid ihm machte, ihm zur Windel dunklen Dunst. Also Gott ist einer, der, wenn er einen Sturm sieht, zu diesem Sturm spricht, ja, du kleines Ding, zieh dir wieder deine Windel an, ein Kleidchen und so werde ich dich behandeln. Und es ist eine Frage, gründet die Ruhe Jesu und der Umgang Gottes mit solchen Gewalten darin, dass er allmächtig ist oder einfach darin, dass er gelassen sein kann, weil er weiß, wohin das alles führt, weil er eine andere Perspektive hat. Wir Menschen tendieren dazu sehr oft, unsere Hoffnung darin zu legen, er ist allmächtig, er wird mir aus jeder Patsche helfen. Und das ist grundsätzlich eine berechtigte Hoffnung und dem ist nichts auszusetzen. Aber wie oft, wie oft in deinem Leben hat sich das als eine leere Hoffnung gezeigt. Weil Gott nichts so getan hat, wie du wolltest. Und was dann? Was tust du, wenn Gott deine Gebete nicht erhört? Besonders wenn du es ganz nötig hast. Was tust du dann? Es gibt keine gute Antwort auf diese Frage. Ich tendiere aber dazu, in meinem Leben das so zu machen, wie die Jünger das gemacht haben. Zu Jesus zu gehen und ihn um Hilfe zu bitten, weiter, unaufhörlich, mit der großen Hoffnung, dass er mir entweder hilft irgendwie oder auch zeigt einen Weg, den ich gehen soll. Ich kann mich erinnern, in meinem Leben gab es etliche solche Situationen, wo ich keinen Ausweg gesehen habe. Wo es mir persönlich so dreckig ging, dass der einzige Ausweg, der sich in meinem Kopf zeichnete, war, nimm dir eine Flasche jetzt, was du da auch findest, betrink dich, weil es hat eh keinen Sinn, irgendwas zu tun. Das war das einzig Sinnvolle, was in meinem Kopf kam. So ausweglos können manche Situationen sein. Man kann zu allem Möglichen greifen. Es muss nicht immer nur eine Flasche Alkohol sein. Andere Dinge gibt es auch, die wir als Ersatz für unsere Hoffnungslosigkeit nehmen, um uns nur zu betäuben und nicht nachzudenken, wie schlimm es im Moment ist. Und ich habe gemerkt, dass bevor ich mich betäube mit irgendetwas. Will ich, dass Jesus um den Kopf werfen und ihm sagen, wie es mir schlecht geht. Und das ist der wichtigste Schritt, glaube ich, für uns Christen. Unsere Hoffnung, auch wenn ich keine sehe, in ihm zu legen, in ihm zu suchen. Das sind so ganz einfache Dinge. Ich kann mich erinnern an das Haus meines Opas. Also er war ein ziemlich gläubiger Mensch aus verschiedensten Gründen. Und sein Glaube war ganz einfach. Und bei ihm zu Hause hing ein kleiner Weihwasserbecken, also so ein Mini-Dings, an der Wand bei der Tür, bei der Ausgangstür. Und immer wenn er ausgegangen ist, hat er Weihwasser genommen, namens Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes und ist mit der Hoffnung hinausgegangen, dass Gott mit ihm seine Wege geht. Musik. Manchmal kann man nicht viel mehr tun als hoffen. Aber wir sind dazu auch aufgerufen, solche Menschen zu sein, die aus dieser Hoffnung heraus leben, dass Gott mit mir durch mein Leben geht. Mag es manchmal schlimm sein in meinem Leben, mag es hoffnungslos sein, mag es schön und einfach sein. Ich will mit der Hoffnung leben, dass er mit mir ist. Und diese Hoffnung kann wirklich tragen. Das tut sie mit den Jüngern in dem Boot. So wie Markus berichtet, sie glaubten dann, sie glaubten, dass er etwas mehr ist als nur ein schlaffender Rabbi auf einem Polster. Sie glaubten, dass da mehr ist. Und das ist das, wozu uns das Evangelium ermutigt, zu glauben, dass es dann mehr gibt für dich und für mich als das, was uns die Welt manchmal anbietet, an guten und an schlechten Dingen. Und aus diesem Glauben heraus zu leben, das Leben auch zu gestalten, das ist das, was mich die Bibel in meinem Leben schon so oft gelehrt hat, und ich glaube, das ist auch etwas, wo jeder von uns für das eigene Leben, für den eigenen Weg etwas gewinnen kann. Wenn wir Menschen der Hoffnung sind, dann ist es nicht so entscheidend, so seltsam es auch klingen mag, wie es mir im Moment geht, weil ich habe jemanden, mit dem ich hoffen. Music.