Mein Glaube

Darius Lebok OFM
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MG100_Pfingsten B

Pfingsten: Jüdisches Fest, Heiliger Geist stärkt Apostel, betont positive Entwicklung durch den Geist für den Glauben.

19.05.2024 13 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum hohen Pfingstfest im Lesehar B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, Pfingsten ist ein Fest, das wir als selbstverständlich erachten. Es ist aber keine christliche Erfindung. Es stammt aus dem Judentum und hat auch mit dem, was wir zu Ostern feiern, zu tun. Also Pessach wird gefeiert, also diese Erinnerung daran, dass Gott das außerwählte Volk aus Ägypten befreit hat, in das Heilige Land hineingeführt hat dann später. Und 50 Tage später feiert man noch einmal die Erinnerung. Das ist eine Weisung aus den fünf Büchern des Mose. Und es ist Pfingsten. Deswegen steht es, dass am Pfingsttag etwas geschehen ist. Also Pfingsten war vor der Kirche schon da. Es ist nichts, was nur uns gehört. Nur als eine kleine Erinnerung. Und nichtsdestotrotz geschieht an diesem jüdischen Fest etwas Sonderbares, was niemand erwartet hat. Wenn man die Berichte liest über die Apostel, wie sie nach der Auferstehung Jesu so waren, da hat man so ein bisschen gemischte Gefühle, ich weiß nicht, wie es euch damit geht. Einerseits gibt es da viel Freude und sie erzählen einander, was alles so los ist und das ist toll, aber irgendwie sind sie auf den wackeligen Beinen noch unterwegs. Also da ist viel Angst, viel Furcht. Die wissen nicht so richtig und sind auch nicht so ganz überzeugt. Und wenn man das Johannes-Evangelium zu Ende liest, das ist eine sehr intime, aber auch sehr enttäuschende Geschichte des Petrus, dem Jesus am See von Geneseret begegnet, dort vor ihnen berufen hat, wo begegnet ihm der Auferstandene wieder einmal bei dem, was er schon immer gemacht hat beim Fischen und nicht bei dem, zu dem er berufen wurde, dass er das Evangelium verkündet. Also das ist ein bisschen alles gemischt und nicht so ganz klar, auch für die Apostel, was sie jetzt tun sollen, weil sehr viel Angst ist noch da. Und am Pfingsttag geschieht dieses wunderbare Ereignis, das sie nicht wirklich in Worte fassen können. Sie hören ein Brausen und es ist alles stürmisch und so weiter. Irgendwelche Feuerzungen sehen sie über sich, über den Köpfen schweben. Also passieren wunderbare Dinge und sie können es nicht wirklich in Worte fassen. Erst später, beim Nachdenken über dieses Ereignis, wird den Christen klar, was dort gewirkt hat oder wer dort gewirkt hat. Dass der Heilige Geist derjenige ist, der dort wirklich sein Wirken gezeigt hat. Das ist das, was Jesus verheißt und manches von dem, was Jesus sagt, konnten die Apostel erst viel später verstehen. Und so ist es auch mit Pfingsten. Sie haben am Anfang nicht verstanden, was los ist, aber sie erfüllte eine Kraft, und das mutet fast esoterisch an, eine Energie, die noch nicht da war. Etwas hat sie erfüllt. Sie wussten nicht, was es ist, aber eines haben sie dann gemerkt. Sie konnten nicht mehr sitzen bleiben. Sie mussten hinausgehen und über diesen Jesus sprechen. Damit beginnt die Apostelgeschichte. Und wenn man die Apostelgeschichte liest, da ist keine Furcht mehr bei den Aposteln. Die ist irgendwie weg. Sie gehen hinaus, Petrus stellt sich auf die Straße, er predigt, 5000 Leute bekehren sich. Einfach so, nur weil er irgendetwas gesagt hat und noch dazu nicht in ihrer wirklichen Landessprache, weil Petrus hat das Aramäische gekannt, vielleicht das Hebräische ein bisschen, ein bisschen andere Sprachen wahrscheinlich nicht so wirklich, aber wenn er spricht, verstehen ihn plötzlich alle. Das ist für uns unvorstellbar, weil solche Wunder kennen wir nicht. Oder hast du das schon einmal erlebt, dass jemand zu dir auf Finnisch etwas gesprochen hat über Jesus und du hast es verstanden? Ich noch nicht. Aber so etwas passiert Und an den Früchten dessen, was sie tun, was in ihnen wirkt, können sie mit der Zeit erkennen, wer in ihnen wirkt, dass es der von Jesus verheißene Heilige Geist ist, der sie erfüllt. Und über die Früchte des Heiligen Geistes haben wir auch in der zweiten Lesung heute gehört. Da gibt es immer wieder ein bisschen so, wenn man sich mit der Bibel beschäftigt, ein bisschen Zweifel. Was sind die Früchte des Heiligen Geistes? Was sind die Gaben des Heiligen Geistes? Und so weiter. Und die Früchte haben wir heute gehört, aber mit denen möchte ich jetzt nicht anfangen, sondern mit etwas anderem. Denn Paulus schreibt an dieser Gemeinde in Galatien ganz einfach, dass man die Werke des Fleisches ganz leicht erkennen kann. Also die Werke des Fleisches für Paulus sind so Dinge, die einfach zum menschlichen Leben gehören. Man muss nicht viel überlegen, der Unterschied zwischen Fleisch und Geist, das ist bei Paulus auch nicht so einfach. Und es ist auch nicht so wichtig, diesen Unterschied jetzt herauszuarbeiten, sondern nur er sagt, man sieht an euch einige Dinge und die sind klar erkennbar. Und was sieht man in dieser Gemeinde? Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit und so weiter. Und das ist etwas, was mir auch sehr nahe ist. Also ich weiß nicht, wie du gestrickt bist, bei mir ist es so, mir fällt das gleich auf, wenn etwas nicht stimmt. Wenn jemand Mist gebaut hat, wenn ich Mist gebaut habe, wenn etwas nicht in Ordnung ist, das sieht man gleich. In die Nachrichten kommt man viel leichter als Kirche mit einem Skandal. Von denen haben wir genug, wie jede andere Gemeinschaft, mit etwas, was nicht in Ordnung ist, was falsch ist. Da gibt es Gleichschlagzeilen. Das ist kein Problem, das sieht man gleich. Paulus sagt es als Einführung und sagt dann, dann, okay, das gibt es bei euch. Aber es gibt auch die Früchte des Heiligen Geistes. Die sind nicht so leicht zu sehen. Das bedeutet nicht, dass es nicht da ist. Aber das ist ein großes Geheimnis, das der heilige Franziskus bei Gott irgendwie entdeckt hat für sich. Gott ist demütig. Und er ist nicht so, dass alles immer klar ist und sichtbar und ohne Zweifel. Und Paulus sagt, das sind die Früchte des Geistes. Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit. Und er sagt auch, das wirkt in euch. Das gibt es in dieser Gemeinde. Es gibt auch in dieser Gemeinde diese Früchte. Vielleicht ein bisschen vergraben, vielleicht ein bisschen vergessen. Das sehe ich, wenn ich mir diese Liste anschaue. Freundlichkeit ist nicht meine Stärke, besonders in der Früh. Da muss ich mich echt zusammenreißen. Und wenn ich das schaffe, merke ich, dass in mir jemand oder etwas wirkt, was größer ist als mein Unmut, meine Ungeduld und mein Angefressensein, dass es noch nicht neun Uhr ist und ich zu wenig Kaffee getrunken habe. Das ist das, von dem der Paulus spricht. Dass es in uns, also in den Christen, auch etwas gibt, wo wir da fähig werden, über uns hinauszuwachsen. Und Pfingsten ist eine Einladung dazu. Sich nicht von dem Schlechten, was in jedem von uns auch irgendwo ist, von den Fehlern, die wir machen, von der Sünde, die in unserem Leben auch ist und die auch unsere Kirche wirklich zu schaffen macht, dass wir uns von dem nicht aufhalten, sondern uns darauf besinnen, in uns gibt es Größeres, in dir gibt es Größeres. Und dazu ruft Gott uns auf. Das ist das, was der Heilige Geist ist. Man kann es nicht in Worte fassen, ob es eine Person ist, oder wie die Theologen das alles nennen. Das ist auch nicht entscheidend, zu verstehen, wer Gott ist und wie er funktioniert. Gott funktioniert nicht. Er ist und es reicht. Man kann sich den Kopf darüber zerbrechen, wie das Ganze in der Dreieinigkeit funktioniert, ist aber für das Leben nicht wirklich entscheidend, zumindest für das Leben der meisten Christinnen und Christen, glaube ich zumindest. Das, was entscheidend ist, im Alltag zu merken, dass es in mir etwas gibt, was mich dazu befähigt, größer zu werden als das, was in mir klein ist. Das ist der Heilige Geist. Und gib ihm einfach Raum. Gib ihm Raum. Ich glaube, dass Gott sich danach sehnt, dass wir in der Kirche mehr Raum dem Heiligen Geist geben, ohne wirklich zu wissen und verstehen, wer oder was er ist, sondern einfach ihn wirken lassen in uns. Das ist manchmal sehr anstrengend, weil für mich ist Freundlichkeit so eine Challenge sehr oft. Und auch Sanftmut, andere Dinge sind nicht so kompliziert für mich. Aber zu diesen Früchten des Heiligen Geistes kann man heutzutage noch viele andere dazuschreiben. Dialogbereitschaft zum Beispiel, zuhören, sich Zeit nehmen für andere und so weiter und so fort. Du kannst für dich selber erkennen, wo der Heilige Geist wirken will. Das ist meistens der größte blinde Fleck in unserem Leben, die größte Schwierigkeit, die wir im Alltag haben, meistens in zwischenmenschlichen Kontakten. Aber das ist auch der Ort, wo er wirklich wirken kann und wo er wirken wird. Wie lässt man das zu? Ganz einfach, wenn man bittet, kommt Heiliger Geist und sich auch dann auf die leise Stimme, die in unserem Herzen immer wieder spricht, einlassen. Das ist für mich ganz einfach, das Wirken des Heiligen Geistes irgendwie zu fördern in meinem Leben. Ich frage mich immer, wenn ich so Zweifel habe, soll ich jetzt freundlich sein oder kann ich es lassen? Es ist die Frage, was würde Jesus tun? Ihn hat ja der Heilige Geist wirklich angetrieben. Was würde Jesus tun? Und du weißt gleich die Antwort darauf. Darauf kann man sich ein bisschen zusammenreißen. Davon stirbt man normalerweise nicht und ihn wirken lassen durch dich. Und so ein Zeugnis zu geben, das ist das, was die Apostel gemacht haben nach Pfingsten. Sie haben ihn wirken lassen in ihrem Leben auf die Art und Weise, die für sie gerade gepasst hat. Für den Petrus bedeutete es, dass er den ganzen Mittelmeerraum durchreißt hat, bis er irgendwo nach Rom gekommen ist. Dort ist er gestorben. Bei Paulus war es noch abenteuerlicher. Die anderen sind sitzen geblieben in Jerusalem und haben andere Dinge gemacht. Charismen gibt es verschiedene. Aber der Geist, der uns antreibt, der ist nur einer oder soll nur einer sein. Der Heilige Geist, den Jesus uns versprochen hat.