Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 99 Episoden

MG097_5. Sonntag der Osterzeit B

Die Episode reflektiert Selbstlosigkeit und persönliches Wachstum anhand von Barnabas und Paulus. Es betont die Bedeutung von Dienen, Hingabe an andere, Überwindung von Selbstzentrierung, und Stärkung des Glaubens.

02.05.2024 11 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 5. Sonntag der Osterzeit B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, ich bin in der nicht ganz glücklichen Situation, dass ich nicht aus Österreich stamme. Ich bin in Oberschlesien geboren und noch dazu habe ich keinen grünen Daumen, warum ich euch das erzähle, weil die Evangelien der letzten Wochen machen mich manchmal ratlos. Also mit den Vergleichen, die Jesus immer wieder benutzt, ist es ein bisschen schwierig. Also was ein Hirte macht oder zu tun hat, habe ich vielleicht in irgendwelchen komischen Filmen gesehen, aber nie erlebt. Und die Römer sind auch nicht wirklich über die Karpaten rübergegangen. Also bei uns könnte Jesus vielleicht einen Vergleich über Kartoffeln machen, bei mir zu Hause aber nicht über Weinreben. Also Weinreben habe ich erst in Österreich kennengelernt, also wirklich aus der Nähe gesehen. und das, was man aus denen macht, also den Wein. Ich war in der Steiermark, Südoststeiermark, ein Jahr lang Pfarrer. Das war ein hartes Pflaster für mich, eben des Weines wegen. Es ist nicht so einfach, aber es war eine schöne Zeit und ein bisschen mehr konnte ich dann mitbekommen oder verstehen, was Jesus eigentlich meint, wenn er solche Vergleiche verwendet. Sie sind aber doch ein bisschen schwierig, weil sie nicht so lebensnahe sind, wie sie sein könnten. Für Jesus und seine Zuhörer waren sie das. Für mich sind sie immer eine Bemühung, damit ich verstehe, was er tut. Es hilft, wenn man nach Krenzing fährt oder irgendwo in die Gegend, sich das anschaut, wie die Weinreben sie austreiben. Das ist schon schön. Man kann ein bisschen mehr nachvollziehen, was er meint. Aber was bedeutet es eigentlich, wenn Jesus sagt, ihr sollt in mir bleiben, wie die Reben und so weiter. Was bedeutet das, in ihm zu bleiben? Das ist eine Frage, die ich mir sehr oft stelle. Also ich bin Ordensmann und Ordensleute haben mehr Zeit für unnütze Dinge wie Nachdenken, über Leben und über die Nachfolge, wie man das alles machen soll, wenn man arbeiten muss, Familie hat. Sind die Fragen einfacher beantwortet? Also bedeutet nicht schlechter oder irgendwie einfältig, aber einfacher. Man muss nicht so viel überlegen und man weiß, was zu tun ist, wenn man den ganzen Tag lang nur überlegt, was man tun soll. Am Ende des Tages ist man auch müde, aber aus anderen Gründen. Aber ich habe mir diese Frage gestellt, was es bedeutet, in ihm zu bleiben. Für mich ist hilfreich die erste Lesung vor allem aus der Apostelgeschichte. Da geht es wieder um Paulus. Um ihn geht es sehr oft in der Apostelgeschichte, neben dem Petrus und um den Barnabas. Und Barnabas hat Paulus groß gemacht letzten Endes. Einer der Apostelschüler oder Schüler Jesu, direkt muss man sagen, Barnabas war wahrscheinlich im Kreis der 72, also im nahen Kreis denen, die Jesus nachgefolgt sind, wird aber nicht so zu den Aposteln gezählt. Ist aber nicht so wichtig, wo er hingehört, sondern was er macht. Und was macht Barnabas? Er nimmt sich des Paulus an. Verteidigt ihn und macht ihn groß. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bekomme ständig auf meinem Handy irgendwelche Nachrichten, wie ich mich selbst optimieren könnte. Was ich noch machen kann, welchen Kurs, welche Fortbildung, welches Buch ich lesen soll, damit ich mich besser kenne, damit ich besser mit mir auskomme, damit ich mich besser verstehe, damit ich irgendwie leistungsfähiger werde in diesem oder jenem Bereich. Wir sind heute, Gott sei Dank, so, dass wir den Blick auch auf uns wenden. Also ich weiß, die früheren Generationen, das weiß ich von den Erzählungen der Älteren, da gab es nicht so viel Raum, damit man sich persönlich entfalten kann. Das war auch nicht immer gut. Also man ist in einer großen Masse immer untergegangen, man hat eine vorherbestimmte Laufbahn gehabt, egal wie. Aber man wusste, was man im Leben tun wird, das ganze Leben lang. Und man hat es einfach getan, sehr oft. Es wäre schlecht noch gut, ist aber anders. Ich vermisse das nicht unbedingt. Ich bin froh, dass ich auch als Mensch eigenständig mich entfalten kann. Aber ich frage mich manchmal, wenn ich mich so sehr mit mir selbst beschäftige, wohin geht, wohin führt der Weg eigentlich. Weil sehr oft werde ich und viele auch davon angetrieben, von seiner Angst irgendwie oder Sehnsucht, wie man das auch nennen mag, dass ich vielleicht zu kurz komme, wenn ich nicht auf mich schaue. Dass ich irgendwo zu wenig vom Leben bekomme, wenn ich nicht selber die Hand drauf lege, wenn ich mich selber nicht darum kümmere. Und es ist gut, wenn du dich darum kümmerst. Für dich kümmert sich wahrscheinlich eh niemand. Und wenn doch, glücklich bist du. Aber manchmal wird es zu viel. Und ich merke, dann dreht man sich im Kreis um sich selber. und das ist zwar nett, aber führt nirgendwo hin. Man bleibt in diesem Kreis stecken. Und das, was ich für mich immer wieder lernen muss, ist, dass dieses Hinausgehen aus diesem Kreis, dieses Um-sich-selbst-Kreisens, ein Schritt immer ist in die gute Richtung. Das ist das, was Barnabas gemacht hat und was sehr viele gemacht haben, die Jesus nachgefolgt sind, also von denen wir Berichte hören in dieser Zeit. Die haben nicht so sehr auf sich geschaut, auf ihren eigenen Vorteil. Paulus ist so frech, dass er das sogar schreibt immer wieder. Er hat nicht auf seinen eigenen Vorteil geschaut, obwohl er es eigentlich könnte. Und trotzdem hat er selbst gearbeitet und niemandem zu Last gefallen und so weiter. Ob er niemandem zu Last gefallen ist, das ist eine andere Sache. Aber er hat es zur Sprache gebracht, dass es nicht darum geht, in unserem Leben nur auf sich selber zu schauen. Und was ist dann passiert? Er ist Gott sei Dank solchen Leuten wie Barnabas begegnet und anderen, die auch nicht auf sich geschaut haben. Also Barnabas könnte leicht sagen, also der Paulus, okay. Ich kenne ihn, aber wenn ihr ihn nicht haben wollt, dann hört nicht zu. Nein, der geht hin, nimmt ihn in Schutz. So wird das Evangelium weiter verkündet. So wird auch Paulus letzten Endes groß gemacht. Und ich glaube, dass diese Fruchtbarkeit, von der die Texte dieses Sonntags so oft handeln, vor allem darin besteht, dass man versucht, ohne sich selber irgendwie zu verlieren in dem Ganzen. Die Gefahr besteht auch. Das wissen die, die Kinder haben, dass die Kinder manchmal einfach so eine Tendenz haben, alles für sich zu beanspruchen. Das ist nichts Schlechtes, das ist einfach so. Aber man muss dem Einhalt gebeten, zumindest ab einem gewissen Punkt, damit man selber auch zum Leben kommt, damit man zum Essen kommt und so weiter. Aber dieses sich hingeben für den anderen, das ist nicht nur so etwas für wenige Außerwählte, glaube ich. Ich glaube, dass wir heutzutage, es gibt sehr viele Leute, die sich engagieren ehrenamtlich in unserer Zeit und Dinge tun, die sie nicht tun müssten, weil ihnen die Menschen wichtig sind. Aber es ist zu wenig, glaube ich. Vor allem in diesem kleineren Leben. Also wenn du denkst an dein Leben, es gibt so verschiedene Bereiche. Es gibt sicher einen Bereich, der mehr nach außen sichtbar ist. Also das, was du tust, wie du öffentlich handelst und so weiter, das sehen andere. Aber es gibt auch einen Bereich, der nur für dich zugänglich ist, aber für ganz wenige. Und um diesen Bereich geht es. dass wir nicht zu sehr auf uns selber ständig schauen. Sondern den Kopf anheben, den Blick nach vorne richten und die Menschen um uns sehen, nicht weil sie hilfsbedürftig sind, sondern weil wir dazu gerufen sind, sie groß zu machen. Und indem du die anderen groß machst, wirst du selber wachsen Und du kommst nicht zu kurz. Davon handeln auch die Apostelgeschichte, die Evangelien. Das ist das Leben in Fülle. Und das ist das, zumindest wie ich das verstehe, in Jesus verwurzelt zu sein. In ihm zu bleiben bedeutet, nicht bei sich zu sein, sondern bei ihm. Auch bei der Schwester, bei dem Bruder, die neben uns sind. uns hinzugeben für die anderen. Das ist das, was Nachfolger Christi ausmacht. Er hat sich für uns hingegeben. Diese Selbsthingabe führt nicht zum Tod, auch wenn es bei Jesus augenscheinlich wirklich zum Tod führt, sondern da gibt es noch einen Next Step, also den nächsten Schritt. Da kommt das Leben, die Auferstehung. Und das ist unser Ziel. Wir haben manchmal, also zumindest ich, oft zu viel Angst vor diesem Schritt, dass wenn ich mich hingebe, das ist auch so, wenn du jemandem Hilfe anbietest. Die Leute haben einen Riecher dafür und sie werden dich um mehr bitten. Aber du brauchst keine Angst davor zu haben. Weil das ist der Weg, den Jesus gegangen ist. Das ist der Weg, der zum Leben führt. Und du darfst immer Nein sagen, sicher. Aber wir sollen nicht aus Angst handeln, sondern aus Freude auch an dieser Hingabe. Weil das, was vor uns liegt, ist größer als jede Angst, die jeder vor uns haben könnte. Lasst uns nun unseren Glauben gemeinsam.