Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 97 Episoden

MG096_4. Sonntag der Osterzeit B

Der Podcast reflektiert über das Gleichnis vom guten Hirten. Es wird betont, die Kontrolle über das Leben bewusst zu wählen, Jesu Stimme zu erkennen und sich auf Gottes Liebe zu konzentrieren.

21.04.2024 13 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 4. Sonntag der Osterzeit B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, die Texte dieses Sonntags sind für mich ein bisschen schwierig, weil ich mag Geschichten. Und das sind keine Geschichten, sondern Texte, die etwas über den Glauben erzählen. Aber Geschichten finde ich immer spannender, irgendwie. Und ich bin noch dazu ein Stadtmensch. Also ich bin in einer Stadt geboren, also in einem Industriegebiet in Südpolen. Und also den Zugang zu Schafen habe ich nicht wirklich gehabt und meine wirklich begrenzte Erfahrung darüber, was Schafe sind, bezieht sich auf den Tisch, auf dem sie manchmal zu Gast fahren oder auf ein paar Ausflüge, wo sie nicht besonders einen klugen Eindruck gemacht haben. Also meine Erfahrung mit den Schafen ist, dass es äußerst dumme Tiere sind, auch wenn sie super lieb sind, aber vielleicht Vielleicht irre ich mich und meine Erfahrung irgendwie eine falsche ist. Deswegen ist dieses Gleichnis, das Jesus verwendet, ein bisschen schwierig für mich. Ich möchte trotzdem ein bisschen eintauchen. Es gibt so zwei Dinge, die mir hier auffallen. Eine Sache ist, wie der Hirt beschrieben ist und die andere Sache sind die Schafe selbst. Mit Hirten habe ich auch nichts am Hut. Gut, also in meiner Umgebung, wie ich aufgewachsen bin, habe ich keinen einzigen Hirten gesehen. Das ist auch hier, vielleicht auf der Alm hat man so eine Erfahrung machen können, aber bei mir zu Hause nicht wirklich. Aber ein Hirt, wie Jesus ihn hier darstellt, ist nur ein Gleichnis, das relativ offen ist, auch für die Deutung, und ich glaube, dass es auch die Absicht Jesu war, dass es nicht so ganz scharf gezeichnet wird, dass man gleich sagen kann, so ist es und so nicht. Aber der Hirt, von dem Jesus hier spricht, wird also charakterisiert dadurch, dass Jesus einen Unterschied macht zwischen einem guten Hirten und einem bezahlten Knecht. Und ich denke mir, für mich selber bedeutet es, also jeder von uns, und das ist eine sehr moderne Deutung, würde ich sagen, Jesus würde das wahrscheinlich nicht so sagen oder nicht so sehen, aber es sind 2000 Jahre vergangen, wir dürften auch ein bisschen mit unserer Erfahrung da reinschnuppern. Aber für mich ist es so, dass jeder von uns hat irgendetwas, von dem er sich leiten lässt. Also dein Leben, auf Deutsch gesagt, wird bestimmt, wenn du Kind bist, von deinen Eltern, wenn du älter bist, von deinem Arbeitgeber und dann von deinen Kindern, wenn du welche hast und so weiter. Es gibt immer Dinge, die über uns Macht ausüben und das ist weder schlecht noch gut, das ist einfach so. Also, dass jemand über mich irgendwie was verfügt, ist nicht schlecht, also zumindest nicht im Prinzip. Es kann dann auch schlecht werden, wenn derjenige diese Macht schlecht ausübt. Und das ist vielleicht hier schon ein bisschen näher unsere Erfahrung. Warum? Also wenn du vielleicht jemanden hast, der in irgendeinem Bereich in deinem Leben, oder es muss auch nicht eine Person sein oder auch eine Sache, die dich betrifft, die Macht über dich ausübt, auf eine Art und Weise, die dein Leben begrenzt. Dann wirst du vielleicht nachvollziehen können, wovon Jesus hier redet, wenn er von diesen bezahlten Knechten spricht. Also es geht nicht darum, dass jede Leistung, die bezahlt wird, dann gleich schlecht ist. Das ist auch so eine Vermutung in der Kirche. Also man sollte die, die einen Dienst in der Kirche tun, nicht unbedingt bezahlen. Und wenn man sie bezahlt, dann sollte die Bezahlung nicht hoch ausfallen. Also für mich, mir ist es wurscht, also ich bin nicht ohne Grund Franziskaner geworden. aber Leute, die Familien haben, sollten bezahlt werden, auch in der Kirche. Das ist ein bisschen eine kleine Schwierigkeit, die ist auch mit diesem Bild hier verbunden, glaube ich zumindest. Aber es ist nicht nur so, dass andere oder Dinge von außen Macht über dich haben, sehr oft, sondern wir geben auch diese Macht ab, sehr oft, lassen unser Leben von anderen bestimmen. Das ist auch weder schlecht noch gut, aber manchmal kann man sich fragen, wem gebe ich die Macht über mein Leben eigentlich? Und wenn ich weiß, dass diese Person oder diese Sache mir nichts Gutes bringt letzten Endes, warum gebe ich ihm die Macht? Das ist dann dieser bezahlte Knecht. Wir bezahlen jemanden sozusagen, dass er Macht über uns ausübt. Und die Bezahlung ist einfach so, dass wir irgendetwas uns davon vielleicht erwarten oder uns irgendwo verstrickt haben. Und ich glaube, dass es auch wichtig ist, sich dessen bewusst zu werden, wer über dich Macht ausübt in deinem Leben. Und das Wissen alleine macht die Sache nicht besser, aber vielleicht kannst du auch manches wieder an dich nehmen und die Macht über dein Leben jemanden geben, der gut ist. Und das, was Jesus hier vorschlägt, ist er selber. Er sagt, gebt mir die Macht über euer Leben, zu bestimmen, wo es lang geht, wo es nicht lang geht. Ich bin der gute Hirte. Das ist auch im Alten Testament so durchgehend ein Bild oder so etwas, was da drinnen ist, dass Gott Gott sich erwartet von seinem Volk, dass es ihm folgt, dass es gehorcht und so weiter. Weil auch dieses Bild ist, dass Gott es eigentlich besser weiß als wir. Die Schwierigkeit ist immer die Kommunikation mit ihm. Und da kommen wir schon zum zweiten Teil, wo Jesus über die Schafe spricht. Wie gesagt, meine Meinung von Schafen als Tieren ist zweigeteilt. Einerseits lecker, andererseits nicht besonders heller. Aber das ist meine dumme Erfahrung darüber. Und Jesus meint hier etwas anderes wahrscheinlich. Das, was mir wieder auffällt, ist, dass er sagt, es gibt Schafe, die ihm folgen und die seinem Pferch oder Stall sind. Und es gibt auch andere Schafe, also aus einem anderen Stall, wie er sagt, die hören auch seine Stimme. Das, was sich bei mir sehr oft auftut, ist die Frage, wo gehöre ich hin? Das könnte man so sagen, also diese organisierte Nachfolge, also Kirche, das wären die Schafe, die zu ihm gehören. Es gibt noch andere, die auch irgendwie zu ihm gehören, aber nicht zur Kirche gehören und so weiter. Ich glaube, so einfach ist es nicht. Weil dieser Unterschied, wer zu ihm gehört und wer zu ihm nicht gehört, wird nicht dadurch gemacht, ob man in einem Stall ist oder in einem anderen Stall. Das ist für Jesus nicht der Unterschied, sondern ob man seine Stimme hört oder nicht. Das ist der Unterschied, den Jesus hier macht. Und dieses Hören seiner Stimme, könnte man sagen, ist eine Beziehung zu ihm. Und darum geht es. Nicht darum, ob du zu der katholischen Kirche gehörst oder zu einer anderen. Das hat auch Bedeutung. Ich bin gerne katholisch, ich möchte nicht anders sein. Aber das ist nicht das Wichtigste für Jesus. Also was du hinter deinem Namen schreibst oder vor deinem Namen schreibst. Das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend ist auch nicht, dass die Schafe verstehen, was sie tun oder wo es lang geht. Also ich glaube, deswegen ist mir das Bild auch ein bisschen sympathisch, weil meine Meinung von den Schafen ist, wie ich gesagt habe. Und die Schafe müssen nicht verstehen, müssen nicht alles verstehen und begreifen. Und für mich ist es entspannend, weil ich muss ehrlich sagen, Ich habe Theologie insgesamt so um die 12, 14 Jahre studiert, mit verschiedenen Studien. Und ich würde nicht behaupten, dass ich etwas von dem verstehe, was dort gelehrt wurde. Ich kann es nacherzählen, aber das ist nicht das, was irgendwie meinen Glauben nährt. Also ich möchte die Theologie nicht schlecht machen, nicht so, dass der Eindruck entsteht. Aber das gibt mir nicht irgendwie die Grundlage für den Glauben. Das hilft manche Sachen einzuordnen, zu verstehen, aber nicht mehr. Das, was mich nährt, meinen Glauben nährt, ist etwas anderes. Ist dieses ständige Bemühen. Ich will nicht sagen, dass ich da irgendwie Weltmeister darin bin, bin ich nicht. Aber dieses ständige Bemühen darum, dass er ein Teil meines Lebens ist. Dass ich versuche hinzuhören auf ihn, eine Beziehung mit ihm aufzubauen. Die schwierig ist, für mich zumindest, weil ich höre die Stimme Gottes nicht so. Ich habe Gott nie gehört in meinem Leben, also so direkt. Und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass ich in meinem Leben ihn so oft an meiner Seite erfahren habe, dass ich das anpeile. Nicht irgendwie verstehen, nicht die Erfüllung der Gebote, nicht die Zugehörigkeit zu einer Gruppierung in der Kirche. Das ist wichtig, aber zweitrangig für mich. Weil Jesus, so wie er in den Evangelien dargestellt wird, der will den Menschen und nicht seine Kleider, sein Gepäck, sein Haus oder sonst etwas, was man so besitzt. Er will dich. Er sehnt sich nach dir und nicht nach Dingen, die du vollbringen könntest oder die du besitzt. Das möchte ich euch ans Herz legen. Ich weiß, das ist ein bisschen kompliziert, wenn ich das so erkläre. Für mich ist es relativ einleuchtend, weil das schon sehr lange Überlegungen sind in meinem Leben. Aber diese Hinwendung zum Menschen. Ich frage mich manchmal, wenn ich mein Leben anschaue oder das Leben mancher anderer Menschen. Was bringt Gott dazu, mich zu lieben, dich zu lieben? Wenn er weiß, wie mein Leben manchmal ausschaut, wie schwach ich bin, wie unorganisiert ich bin, wie schlampig ich sein kann und wie manchmal auch bösartig ich sein kann. Es gibt auch gute Sachen, aber die werden nicht stören wahrscheinlich. Aber wenn er das alles weiß, warum bin ich davon überzeugt und das glaube ich fest, dass er mich liebt. Anscheinend sieht er etwas anderes an mir als das, was ich sehe oder was andere manchmal sehen. Das ist der Kern des Menschen. Und er sehnt sich nicht nach irgendwelchen Eigenschaften, die ich habe, sondern nach mir. Das ist der entscheidende Unterschied. Und ich glaube, das möchte Jesus auch mit diesem Bild zumindest andeuten, dass es nicht so wichtig ist, wie wir uns nennen, was wir vollbracht haben, was wir besitzen, ob wir dumm oder klug sind, gebildet oder ungebildet, sondern er will uns. Und das ist das, was mich sehr oft rettet, was mir wirklich hilft, ihm nachzufolgen. Weil so ein Gott ist für mich der gute Hirte, der nichts verlangt, der einfach für mich da ist. Lasst uns nun unseren Glauben gemeinsam bekennen. Ich glaube an Gott.