Mein Glaube

Darius Lebok OFM
Since 11/2021 97 Episoden

MG093_3. Sonntag der Osterzeit B

Der Podcast thematisiert die Herausforderung, den Glauben verständlich zu erklären. Anhand von Beispielen wird die Vielschichtigkeit und Demut Gottes verdeutlicht, betont wird die persönliche Glaubenserfahrung.

14.04.2024 13 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit B von P. Darius Lebok OFM. 13.04.2024

Transkript

Schwestern und Schwestern, es ist nicht einfach, das zu glauben, was wir zu glauben behaupten. Also wie soll das oft gehen? Also diesen Glauben zu verkünden, was am Ende des Evangeliums gefordert wird, von den Aposteln wird erzählt, sie sind Zeugen dafür gewesen, was geschehen ist. Und das ist auch eine Aufforderung für jeden, der getauft ist, ist, dass wir Zeugnis ablegen sollen von dem, was wir glauben. Nur hast du schon einmal versucht, jemandem zu erklären, was du selber glaubst? Ich bin mir manchmal auch selber nicht sicher, was der genaue Inhalt meines Glaubens ist. Was es bedeutet, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Als ich noch Kind war, habe ich mir das ein bisschen technisch ausdenken können, was da alles passieren musste, dass Jesus von den Toten aufersteht. Mit dem Alter kommt ein bisschen die Enttäuschung, dass die kindlichen Erklärungen nicht immer was taugen. Und mir fällt es schwer, das in Worte zu fassen, was ich selber glaube. Das ist eine Schwierigkeit, die die meisten von uns haben. Und das ist weder schlecht noch gut. Das ist einfach so. Wenn du auch vielleicht ähnlich gestrickt bist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das ist etwas Menschliches, das wir uns nicht immer so ausdrücken können, wie wir es gerne würden. Das funktioniert schon gar nicht bei den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie oft hast du streiten müssen oder hat mit dir jemand gestritten oder war beleidigt gewesen, weil du irgendein Wort gesagt hast, das der andere oder die andere nicht so wirklich verstanden hat. Ich kann mich erinnern, wie ich noch so Teenager war. Die waren so eine kleine Gruppe von Leuten. Es gab zwei Mädels, die waren wirklich die besten Freundinnen. Nur die eine war sehr feinfühlig, die andere eher grob gestrickt. Und die eben die grob gestrickte hat dann zum Geburtstag alles Gute gewünscht und hat ihr Klugheit gewünscht und dass sie alle Prüfungen besteht und so weiter. Die andere hat zwei Wochen lang mit ihr nicht geredet, nur weil ihr die beste Freundin gewünscht hat, dass sie klug ist. Dann hat sie gedacht, bin ich deppert oder was? Und so einfach ist es, Dinge misszuverstehen. Und deswegen zaudern wir oft auch, das zu sagen, was wir wirklich denken, was uns wirklich wichtig ist. Umso mehr bei solchen komplizierten Dingen, was dein Glaube, dein eigener Glaube ist. Was bedeutet es, dass er von den Toten auferstanden ist? ist. Und umso komplizierter wird es, weil Gott gar nicht so ist wie ich und du. Also für mich ist Jesus der beste Freund, aber ich würde nicht sagen, dass er so ist wie ich. Und wenn man noch die Dreifaltigkeit dazu legt, das wird dann urkompliziert. Das eine, was ich erlebe, ist ist wirklich das, dass er anders ist. Wirklich anders als jeder Mensch, den ich kenne. Und dieses Anderssein drückt sich in vielerlei Weise aus. Dazu braucht man nur die Bibel aufschlagen. Da wird man im Alten Testament ziemlich oft einem Gott begegnen, der relativ zornig drüberkommt und der sein Volk straft und so gar nicht so ist, wie wir das vielleicht aus der Kirche gewohnt sind. Und Jesus sagt, das ist unser Gott, das ist mein Vater und ich bin wie er, ich bin eins mit ihm, sagt er. Und dann kommt Jesus ganz anders rüber, er sagt, er ist nicht dazu gekommen, um zu richten, sondern zu heilen. Dann kommen zu ihm die Sünder, die Frommen regen sich auf und Jesus sagt, nein, nein, das ist mein Job. Der Vater will, dass ich so bin. Gott ist wirklich anders. Und eine seiner Eigenschaften, diese Andersartigkeit, drückt sich für mich in dem aus, also das ist eine Frage, die ich mir stelle, warum hat Gott uns eigentlich erschaffen? Also das ist eine theologische Überlegung und in der Theologie ist es relativ klar, Gott ist in sich mit sich selber zufrieden. Er braucht nichts, auf Deutsch gesagt. Er braucht weder mich noch dich. Er brauchte die Welt nicht zu erschaffen. Er hat es trotzdem getan. Und die Bibel, wenn man sie als Ganzes liest, lehrt uns, dass Gott das aus Liebe getan hat, weil es ihm einfach so gefallen hat. Und er freut sich einfach an dem, was wir sind. Und deswegen hat er jeden von uns ins Leben berufen. Warum ich das euch erzähle, weil das für mich wesentlich mit dem Evangelium zu tun hat, auch wenn es vielleicht nicht so augenscheinlich ist. Wir begegnen dem Auferstandenen im Lukas-Evangelium heute und es spielt sich oft ähnlich ab, wenn die Jünger dem Auferstandenen begegnen. Sie wissen nicht so wirklich und dann gibt sich Jesus zu erkennen und sie wissen trotzdem nicht wirklich, was sie damit anfangen sollen, wie sie sich verhalten sollen. Und heute möchte ich euch auf eine Sache hinweisen, die Jesus selber tut. Als er merkt, die Jünger wissen nicht, was sie sagen sollen, da ist er auferstanden, denn die haben gesehen, wie er gestorben ist. Da steht er plötzlich unter ihnen und sie wissen nicht. Die ganze, das ist, die Erfahrungswelt ist eine andere. Wenn jemand tot ist, ist er tot und das war es. Bei Jesus war es anders. Und er steht in ihrer Mitte und merkt, dass sie das nicht begreifen können. Und was macht er dann? Also eine Sache, die recht unsinnig ist, zumindest menschlich gesehen. sehen, er bittet sie, um etwas zu essen. Also man muss sich das ein bisschen logisch durchdenken. Also er ist von den Toten auferstanden. Er braucht niemanden, um irgendetwas zu bitten, dass er ihm zu essen gibt. Erstens die Frage, ob der Auferstandene Essen braucht. Wahrscheinlich nicht. Und zweitens, braucht er die Jüngeren dafür? Die haben ihm nichts genutzt beim Kreuzweg, muss man auch so sagen. Die waren für nichts zu gebrauchen. Trotzdem kommt er zu ihnen und wenn er merkt, dass sie ein bisschen vor den Kopf gestoßen sind, dass sie nicht verstehen, was los ist, sagt er ihnen, was sie tun können. Das ist etwas, was man oft auch in zwischenmenschlichen Relationen machen kann. Wenn du merkst, dass jemand nicht mit der Situation umgehen kann, dann gibt man diesem Menschen eine einfache Aufgabe. Und dann kommt alles langsam. Und so ist es bei Jesus auch. Er gibt den Jüngeren eine einfache Aufgabe, so Essen zu bereiten. Das müsste im Rahmen des Möglichen sein. Sie verstehen, wie das geht und sie machen das auch. Diese eine Tätigkeit, die Jesus tut, ist aus meiner Sicht sehr wichtig, weil sie zeigt eine Eigenschaft Gottes, die dem heiligen Franz von Assisi sehr wichtig war, dass Gott demütig ist. Dass Gott wirklich demütig ist. Der heilige Franz von Assisi hat sogar als einen der Gottesnamen Demut verwendet. Er hat gesagt, du bist die Demut. Und Gott, obwohl er niemanden von uns braucht, obwohl er auch die Jüngeren nicht gebraucht hat, dass sie ihm etwas zu essen geben, ihm gefällt es, die Nähe zu suchen. Ihm gefällt es, den Jüngeren zu helfen, dass sie seine Gegenwart endlich begreifen. Sie müssen nicht verstehen, wie das passiert ist, aber sie müssen einfach lernen, ihn wahrzunehmen, dass er von den Toten auferstanden ist und einfach da ist und sie dürfen sich freuen. Das ist die Botschaft, die er ihnen bringt. Und so ist es auch mit mir und dir. Gott braucht von uns nichts, im Grunde genommen. Aber es ist seine Freude, wenn wir mit ihm etwas teilen. Und das, was wir teilen können, was wir immer mit ihm teilen können, ist unser Leben. So oft mündet es im Gebet, ist aber nicht der einzige Weg. Du kannst dein Leben mit ihm teilen, indem du den Armen hilfst, den Kranken und so weiter und so fort. Das kann man im Neuen Testament nachlesen, was Jesus so getan hat. Im Alten Testament ist es auch im Grunde genommen dasselbe. Das ganze Gesetz des Mose besteht darin, dass man für die Schwachen einsteht. Aber das ist das, was die Jünger hier erfahren und lernen sollen. Dass obwohl sie selber eigentlich in dieser ganzen Sache von Verkündigen, Auferstehung, Jesu, sein Tod und so weiter, kläglich gescheitert sind und am Ende immer noch nichts verstehen. Wenn man die Evangelien liest, das letzte Kapitel vom Johannes-Evangelium ist genau dieselbe Geschichte. Petrus hat den Auferstandenen schon fünf oder zehn Mal gesehen und er versteht immer noch nichts. Und so ist es auch hier. Es geht nicht um Verstehen, um so logisches Nachvollziehen, was da passiert, sondern um die Wahrnehmung dessen, der von den Toten auferstanden ist. Dass Jesus in unserer Mitte ist. Und mehr braucht es nicht. Und ich wünsche euch das von Herzen, dass ihr euch nicht in irgendwelche theologischen Überlegungen verstrickt, wie das passiert ist und warum und wieso. Wenn es dir gut tut, mach das. Aber das ist nicht das Wesentliche im Glauben. Und das ist nicht das, was wir verkünden sollen. Viele denken, wenn wir Zeugnis ablegen sollen, wenn wir das Evangelium verkünden sollen, dann sollen wir irgendwelche theologischen Bücher lernen oder die Bibel auswendig lernen und es den Leuten erzählen. Darum geht es nicht. Zeuge davon, dass der Auferstandene in deinem Leben gegenwärtig ist. Darum geht es. Und das sollen die Jünger verkünden. Und das tun sie dann irgendwann endlich. Hier noch nicht, weil sie nichts verstehen und verängstigt sind. Aber durch die Anwesenheit Jesu in ihrem Leben verändert sich auch etwas in ihrem Herzen. Und dann werden sie fähig, das zu tun, wozu er sie ruft, dass sie davon Zeugnis ablegen, dass Gott ein Gott des Lebens ist, dass der Tod nicht das Ende ist, nicht das letzte Wort hat, und dass jeder von uns, so wie wir sind, ohne jegliche Vorleistung und ohne dass Gott es gefordert hätte oder was von uns gebrauchen würde, von ihm geliebt ist. Das ist die frohe Botschaft des Evangeliums. Nicht die theologischen Einzelheiten und Feinheiten, die auch wichtig sind, aber die letzten Endes für unser Leben nicht entscheidend sind. Und deswegen bittet Jesus, um etwas zu essen, um etwas Einfaches. Deswegen sagt er dem Thomas, na komm, streck, kannst deine Hand in meine Wunden reinlegen. Kein Problem, mach das, dann wirst du es erfahren, wer ich bin. Es geht nicht um Verstehen, um Erfahren in erster Linie. Und das können wir auch tun in der Eucharistie, in der Gemeinschaft der Kirche, in der Anbetung, auch heute im Anschluss an diese Heilige Messe.