Mein Glaube

Darius Lebok OFM
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MG091_Gründonnerstag

Das Triduum im Christentum symbolisiert die Auferstehung Christi und die Gemeinschaft der Gläubigen. Durch das Jesusgebet und Dienst am Nächsten werden Demut und Verbundenheit mit Gott betont, ohne nach Macht oder Anerkennung zu streben.

29.03.2024 15 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum Gründonnerstag von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Brüder und Schwestern, wir haben heute damit begonnen, das Triduum zu feiern, also diese drei heiligen Tage. Und wir werden sehr viele Texte in dieser Zeit hören, die sich auf ein Ereignis beziehen, das mit uns Christen nicht so direkt etwas zu tun hat. Es ist das wichtigste Ereignis für das Volk Israel gewesen. Für alle, die nicht Juden sind, ist es nicht so wirklich etwas. Aber es ist das, was jeder auch in Erinnerung hat, wenn er an die Bibel denkt, an das, wovon die Rede in der ersten Lesung war, an das Pascha. Und die Lesung aus dem Buch Exodus, die ist so reingeschoben zwischen der neunten und zehnten Plage in Ägypten, denn kurz bevor die Israeliten mehr oder weniger fluchtartig aus Ägypten ausziehen müssen letzten Endes. Und dieses Ausziehen des Volkes Gottes aus der Gefangenschaft Richtung Freiheit, das dauert dann noch ein paar Jährchen, bis sie so weit sind letzten Endes, weil sie gehen dann in die Wüste und da passiert noch vieles. Aber die Richtung ist klar. Dieses Hinausziehen, das ist das Pascha. Das ist das, wozu die Juden verpflichtet sind, das jedes Jahr zu feiern. Das ist auch etwas ein bisschen Seltsames, was auch für uns Christen vielleicht manchmal schwierig ist. Also wir sollen jeden Sonntag auch die Auferstehung Christi feiern. Also sozusagen, das ist angeordnet, dass wir uns in Freude versammeln, miteinander feiern. Das sind Dinge, die man nicht so erzeugen kann. Also Freude ist etwas, das entweder da ist oder nicht. Man kann nicht Freude produzieren, also zumindest ich kann das schwer. Aber wir sollen das tun. Wir sind dazu sozusagen verpflichtet. Und das hat eine lange Tradition in der Bibel. Es beginnt mit diesem Pascha, zu dem die Juden verpflichtet sind. Und vor dem Pascha feiert Jesus mit seinen Jüngern auch dieses letzte Abendmahl. Und das ist am Beginn des Pascha-Festes, zumindest im Johannes-Evangelium ist es so berichtet. Es ist auch nicht so wichtig, wie man das verortet. Aber für Jesus ist es genau das, was es für die Juden immer war. dieses hineingehen in deinen heiligen Raum, hineingehen in Richtung Freiheit. Oder hinausgehen in Richtung Freiheit. Und es gibt Dinge in unserem Leben, die uns unfrei machen. Manche sind selbst gewählt, die anderen nicht. Steuern musst du zahlen, ob du willst oder nicht. Du kannst sagen, du wirst keine Steuer zahlen, gehst einkaufen, zahlst trotzdem Mehrwertsteuer. Also sind Dinge, die da sind, die uns unfrei machen, die weder schlecht noch gut sind letzten Endes, aber die begrenzen unseren Lebensraum sehr oft. Es sind aber auch Dinge, die manchmal sehr schwierig sind. Ich weiß nicht, ob dir das auch zugestoßen ist. Ich war die letzten zweieinhalb Jahre in Wien, selbst gewählt und selbst verschuldet letzten Endes. Ich bereue diese Entscheidung zwar nicht, aber ich wäre froh, wenn ich sie nicht machen müsste in meinem Leben. Ich bin in Situationen hineingeraten, die mich an meine äußersten Grenzen, also menschlich gesehen, aber auch spirituell gebracht haben, wo ich gedacht habe, das kann nicht sein, das geht gar nicht, dass in dieser Kirche so etwas ist, die ich liebe, zu der ich gehöre. Und ich sehe auch keinen anderen Ort für mich zum Leben als diese Kirche, als die Gemeinschaft der Brüderin, in die ich eingetreten bin. Und trotzdem sehr Schwieriges, was mich selber dann unfrei gemacht hat, weil wenn auf einen zu viel einprasselt, das kennt ihr vielleicht auch, dann versucht man sich zurückzuziehen, um sich selber zu schützen, um zu sagen, ich will da jetzt nicht mitmachen. Bis dahin und nicht weiter. Und das, was mich immer am Leben erhalten hat und mich immer am Leben hält, ist eines, was schon die Wüstenväter erkannt haben, das ist das Jesusgebet. Also ich bete das nicht so oft, ganz selten eigentlich, aber dieser Gedanke, dass meine einzige Halt in ihm ist, die einzige Begegnung, die wirklich mich nicht unfrei macht, in keinerlei Hinsicht ist die Begegnung mit ihm. So bin ich oft in der Kapelle gesessen und gesagt, Jesus, erbarme dich meiner, erbarme dich. Nicht, weil ich erbarmungswürdig wäre, bin ich vielleicht, aber nicht deswegen, sondern weil ich seine Nähe wollte. Ich wollte seine Nähe und die will ich auch jetzt. Und das ist etwas, was Jesus uns schenkt. Und denk vielleicht an das, was dich selber unfrei macht. Es können große oder kleine Dinge sein. Es gibt sicher vieles, was dir vielleicht in deinem Leben schwerfällt. Am besten zeigt es sich an Menschen, die du nicht ausstehen kannst. Wie du darauf reagierst, dass so ein Mensch in deiner Nähe dann ist. Wie wirst du dann? Ich habe bei mir bemerkt, ich werde nicht so, wie ich gerne wäre. Das zeigt sich auch, wie klein ich sein kann, wie gemein ich sein kann. Wie anders ich sein kann, als ich es sein könnte. Und wenn wir jetzt diese Heiligen Drei Tage feiern, treten wir in einen heiligen Raum ein. Das ist auch das, was man im Pascha eigentlich feiert. Man tritt in einen heiligen Raum ein, im übertragenen Sinne. Nicht, weil dieser Raum perfekt ist, weil er frei ist von Dingen, die dich stören und unfrei machen, sondern dieser Raum ist heilig nur deswegen, weil Gott dort zu finden ist. Und er ist dort nur deswegen zu finden, weil du dich auf die Suche machst. Du musst nichts vorleisten. Du gehst einfach hinaus und sagst, Gott, ich möchte dir begegnen. Und du bist schon in diesem heiligen Raum. Klingt sehr einfach, ist es auch. Das ist eine Entscheidung, die jeder von uns treffen kann. Ich trete jetzt ein, dort um den Herrn zu begegnen. Und das bedeutet nicht, dass alle deine Probleme gelöst werden, dass es nicht so schwer sein wird. Es wird nicht leichter oft. Aber du hast jemanden, mit dem du Gemeinschaft haben kannst. Ich habe das in meinem Leben vor zwei Jahren erlebt. Mein Vater ist schwer erkrankt und ist dann letzten Endes an Krebs gestorben. Ich hatte das Glück, dass ich ihn seine letzten zwei Monate lang mit meiner Mutter begleiten konnte, Tag und Nacht. Und das war wirklich zum Verzweifeln, wenn du am Bett eines Menschen sitzt und siehst, wie er leidet. und du gibst ihm die Schmerzmittel, die du dir geben kannst und es hilft nichts und er jammert und jammert und jammert. Und das Einzige, was mir damals geholfen hat, was eine Freundin zu mir gesagt hat, mach das, was gemacht werden muss und Jesus ist bei dir. Und das hat das Leiden meines Vaters nicht kleiner gemacht. Mein Jammern hat es auch nicht kleiner gemacht. Aber da war jemand mit mir in diesem Raum, in diesem heiligen Raum, dem ich begegnen wollte, nachdem ich mich gesehnt habe. Und am Gründonnerstag feiern wir die Einsetzung der Eucharistie. Und es ist ein bisschen missverstanden, sehr oft in der katholischen Kirche, was die Eucharistie eigentlich ist. Das ist nicht nur das Allerheiligste Sakrament, das wir anbeten, das wir auch verspeisen letzten Endes in der Kommunion. Die Eucharistie ist eine Gemeinschaft. Die Gemeinschaft von unvollkommenen Menschen, die sich manchmal auch nicht mögen, die sich manchmal nicht ausstehen können und manchmal mögen sie sich sehr oder lieben sogar. Und trotzdem kommen sie gemeinsam an einen Ort und tun dasselbe. Tauchen in dieses Geheimnis ein und begegnen Jesus in diesem Geheimnis. Und das ist etwas, was entscheidend ist. Und wenn die Kirche immer so sein würde, dass wenn wir uns versammeln, nicht nur bei der Eucharistie, aber bei jeder Versammlung, die die Christen tun, dass Christus die Mitte ist, dann wäre viel, viel mehr möglich, glaube ich. Aber wir dürfen auch mit unserer Unvollkommenheit kommen. Und es geht nicht darum zu schaffen, schaffen, schaffen. Es geht nicht darum, dass wir als Kirche mehr leisten, sondern es geht nur darum, dass wir ihm begegnen. Und aus dieser Begegnung heraus kommt etwas, was wir im Johannes-Evangelium heute gehört haben. Das Johannes-Evangelium ist relativ seltsam. Es ist sehr theologisch und sprachlich manchmal sehr holprig. Es ist schwer zuzuhören, wenn man diese Texte liest und wenn man sie liest, ist es auch schwierig. Und das Johannesevangelium berichtet vom letzten Abendmahl ganz anders als die drei anderen Evangelisten. Da hören wir nichts von dem, was wir in der Lesung gehört haben, dass Jesus das Brot nimmt und das Dankgebet spricht und sagt, das ist mein Leib für euch, dass er den Kelch nimmt, das Dankgebet spricht und sagt, das ist mein Blut für euch. Nein, das tut Jesus im Johannes-Evangelium gar nicht. Das letzte Abendmahl, wie Johannes das berichtet, besteht vor allem darin, dass Jesus sich aufmacht und die Füße seiner Jünger wäscht. Und das ist das, was am Gründer- und Neustag eigentlich besonders ist. Diese Erinnerung an das, was Jesus getan hat. Erstens müsste er es nicht tun. Zweitens hatten es die Jünger auch nicht nötig, letzten Endes, wie Jesus sagt. Aber er tut es, weil er ein Zeichen setzen will. Und was ist das für ein Zeichen der Fußwaschung eigentlich? Das ist ein Zeichen, dass keiner von uns größer ist als der andere. Weil der Sohn Gottes ist gekommen auf die Erde, um uns zu dienen. Das vergessen wir in der Kirche oft, weil wir Menschen sind. Und wir treiben unsere kleinen Machtspiele. Wer zieht ein bisschen mehr an den Strang? In welche Richtung geht es? Und die Richtung ist klar, wie für die Juden, die aus Ägypten ausgezogen sind, verheißenes Land. Für uns Christen ist die Richtung auch klar, die Begegnung mit Jesus, mit Gott. Und wie oft verstricken wir uns in unsere kleinen Machtkämpfe. Ich will, dass es so läuft, dass es so läuft und jetzt zeige ich es euch, wie es läuft und so weiter und so fort. Darum geht es nicht im Christentum. Wir müssen immer wieder neu umkehren und wir dürfen immer wieder neu umkehren und uns daran erinnern, dass Jesus selber gekommen ist, um unser Sklave zu sein. Das, was er tut im Johannes-Evangelium, ist ein Sklavenjob, nichts anderes. Schlecht bezahlt, gar nicht bezahlt. Und es geht nicht darum, sich jetzt irgendwie selber zu erniedrigen, sondern sich zu erinnern, in diesem heiligen Raum einzutreten, wo wir uns auch daran erinnern, dass wir einander dienen dürfen. In der Kirche gibt es eine alte Tradition, damit möchte ich jetzt abschließen, dass die meisten Ämter immer dienende Ämter sind. Also der Papst, einer seiner Titel, und das ist der wichtigste seiner Titel, finde ich, nennt sich der Diener, der Diener Gottes. Das ist seine Aufgabe. Jede Priester soll nicht über die Gemeinden herrschen und sie leiten, sondern ihnen dienen. Zum Dienst in der Kirche wird ein Priester geweiht. So steht es im Weihegebet, wenn der Bischof irgendwelche neuen Priester weiht. Dazu sind sie berufen, nicht zu etwas anderem. Und alle anderen Ämter, auch in unserem Orden, der oberste Chef in Rom heißt General Generalminister und Minister ist ein lateinisches Wort für Diener. Er dient der Gemeinschaft oder soll zumindest. Und das ist das, woran ich mich auch heute erinnern will, dass wir füreinander da sind, um einander zu dienen und so auch ein sichtbares Zeichen nach außen sind, wozu wir als Kirche berufen sind. Nicht um der Welt zu zeigen, wo es lang geht, was richtig, was falsch ist. Das dürfen wir auch, aber das ist nicht so wichtig. Sondern, dass wir als dienende Gemeinschaft ein Sakrament für die Welt sind. Wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, ein Sakrament des Heiles. Und das können wir nur tun, wenn wir einander dienen und auch dieser Welt.