Mein Glaube

Darius Lebok OFM
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MG088_3. Sonntag der Fastenzeit B

Die Folge betrachtet die Kreuzigung für Paulus, die Zehn Gebote und Jesus im Tempel als Beispiele für Glauben, Reinheit und Fastenzeit zur Fokussierung auf das Wesentliche in der Beziehung zu Gott.

03.03.2024 15 min

Zusammenfassung & Show Notes

Eine Predigt zum 3. Sonntag der Fastenzeit B von P. Darius Lebok OFM.

Transkript

Schwestern, ich fange heute mit der zweiten Lesung an, weil sie ein bisschen aus dem Ganzen herausfällt, aber doch zu den zwei anderen gehört. Wir haben aus dem Brief an die Korinther gehört. Und Paulus sagt da etwas, was, wenn man es nüchtern betrachtet, ziemlich seltsam klingt. Er sagt, wir verkündigen Christus, das ist noch nicht seltsam, als den Gekreuzigten. Und er führt dann aus, aber wenn man sich vor Augen führt, wer Paulus eigentlich war, müsste es schon auffällig sein, weil er hat den Gekreuzigten nicht gesehen. Er war nicht mit den anderen Jüngern in Jerusalem, als Jesus gekreuzigt wurde. Nicht einmal, als er von den Toten auferstanden ist. Und trotzdem ist er einer der Apostel geworden. Und das, was sein Leben geprägt hat, seine tiefste Erfahrung, die er mit Gott gemacht hat, war auf dem Weg nach Damaskus, wie er dem Auferstandenen begegnet ist. Deswegen ist es ein bisschen verwunderlich, warum Paulus hier so darauf pocht, den Gekreuzigten zu verkünden. Und er kann das nur tun aus dieser Perspektive heraus, weil er den Auferstandenen erlebt. Weil sonst, wie er schreibt, hat diese Verkündigung keinen Sinn, weil die Griechen fordern Weisheit und die Juden wollen Zeichen sehen, wo du dich selber siehst vielleicht, was dir leichter fällt oder dir wichtiger ist in deinem religiösen Weg, dieses Verstehen oder Zeichen sehen, erleben. Er sieht es und er sagt, letzten Endes, wenn man das Kreuz zeigt, für die Juden ist es ein Ärgernis, weil es steht im Buch, glaube ich, Deuteronomium oder Leviticus, jeder, der auf einem Pfall, also auf einem Kreuz auch, gehängt wird, ist verflucht. Also Juden werden das nicht verstehen, wenn sie so denken, wie sie sind, aus ihrer Geschichte heraus. Und die Griechen, die wollen ein Zeichen sehen. Die haben Heldensagen gehört über verschiedene große Gestalten, wie den Hermes, den Zeus und so weiter. Jemanden, zu dem man hinaufschauen kann. Und dieser, der am Kreuz gescheitert ist, wird diese Griechen nicht ansprechen. Deswegen ist es schon verwunderlich, warum Paulus so darauf pocht, den Gekreuzigten zu verkünden. Dazu aber noch später. Wir haben in der ersten Lesung aus dem Buch Exodus gehört. Also das, was wir zehn Gebote nennen. In der jüdischen Tradition spricht man nicht von zehn Geboten, sondern von den zehn Worten. Der Grund dafür ist, weil es die einzigen Worte in der Bibel sind, die Gott selber geschrieben hat. auf steinernen Tafeln, wie die Bibel berichtet. Deswegen sind es zehn Worte. Und die bestehen aus einigen Geboten und einigen wenigen Verboten. Aber das Wichtige dabei ist, dass diese zehn Gebote, wie wir sie kennen. Die werden in der jüdischen Tradition auch ein bisschen anders gezählt. Das, was uns das erste Gebot ist, ist für die Juden schon das zweite, weil sie etwas anderes im Blick haben, eben dieses Wort Gottes, dieses geschriebene mit der Hand Gottes, geschriebene Wort Gottes, dass die Israeliten von Ägypten, nicht ganz von Ägypten, aber von der Wüste mitgetragen haben bis ins Heilige Land. Und diese zehn Worte, die Gott geschrieben hat auf diesen steinernden Tafeln, waren zumindest im ersten Tempel in Jerusalem zu finden. Das ist auch ein ganz seltsamer Tempel gewesen in allen Tempeln, in dieser Zeit, wo sich das Judentum herausgebildet hat, stand im Zentrum eines Tempels eine Gottheit, zu der man gebetet hat. Das ist auch irgendwie naheliegend. Wir haben auch den Tabernakel in der Mitte. Das ist so angenehm. Wenn du in eine Kirche gehst, wo der Tabernakel irgendwo nicht in der Mitte ist, ist man als Katholik zumindest ein bisschen verwirrt. Aber das ist eine andere Geschichte. Für die Juden war es selbstverständlich, dass in diesem Tempel nichts ist. Nur das geschriebene Wort Gottes, nichts anderes. Und nicht einmal dieses Wort wurde angebetet, sondern Gott, der das geschrieben hat. Dieses geschriebene Wort Gottes war dieses Zeugnis. So wird es auch in der jüdischen Tradition genannt, das Zeugnis. Und das ist wichtig, um zu verstehen, was Jesus eigentlich macht. Weil er geht in den Tempel, in dem die Tafeln, nicht einmal diese zehn Gebote vorhanden waren, die sind abhandengekommen in den Viren der Geschichte. Und im Tempel in Jerusalem, wie Jesus diesen Tempel betreten hat, gab es nichts. Außer den Händlern und vielen Leuten, die da irgendwas gemacht haben. Und auch ganz objektiv gesehen, regt sich Jesus eigentlich zu Unrecht auf. Na, weil es war eine Vorschrift. Es ist immer noch eine Vorschrift, aber die man nicht erfüllen kann, weil der Tempel nicht mehr vorhanden ist im Judentum. Aber zur Zeit Jesus stand noch der Tempel und es war selbstverständlich, dass man gewisse Opfer als religiöse Jude dazu bringen hat. Dazu brauchte man Tiere. Und da nicht jeder in Jerusalem gewohnt hat, und auch wenn du in Jerusalem gewohnt hast, also wenn du in Wien wohnst, hast du wahrscheinlich auch nicht dein eigenes Schwein, das du füttern kannst, sondern gehst ins Geschäft und kaufst das Fleisch. Das ist ja selbstverständlich. Und genau so hat es funktioniert im Tempel von Jerusalem. Nichts Verwerfliches, eine sehr praktische Sache. Man musste das Tier nicht von Weitem schleppen oder irgendwo auf dem Dach vom Gebäude hüten, damit man es dann opfern kann, sondern man ist hingekommen, Angebot, Nachfrage, da gab es ein Tier, das dir gefallen hat, hast gekauft und passt. Eine sehr gute Einrichtung, über die sich Jesus eigentlich nicht aufregen sollte. Und dieser Münzwechsler, das hat auch einen religiösen, also es hat mehr religiösen Grund, warum die dort waren. Also im Judentum ist es verboten, Menschen abzubilden und auf allen Währungen, jetzt auf den Euromünzen gibt es das nicht mehr, aber früher auf den Münzen und auf den Scheinen waren Menschen abgebildet, auch auf den Schilling, wenn ich mich recht erinnern kann. Und man durfte so etwas Frevlerisches nicht in den heiligsten Ort der Welt tragen. Man durfte nicht mit solchen Abbildern, auch wenn es Geld war, von Menschen in den Tempel hineingehen. Was hat man gemacht? Ganz praktisch. Man hat das Geld gewechselt in eine Tempelwährung, die unbedenklich war aus religiöser Sicht. Da war nichts abgebildet, was verboten war. Und das ist das, was im Tempel passiert, was Jesus antrifft. Also Dinge, die notwendig sind, letzten Endes, damit die Leute ihre Opfer da bringen, damit Gebete stattfinden und so weiter und so fort, damit der Betrieb läuft, ganz so, wie es vorgeschrieben ist, nebenbei gesagt. Und Jesus stört das. Der Grund dafür ist versteckt in einem Wort, das auch das erste Mal im Johannes-Evangelium hier in dieser Geschichte uns begegnet. Er nennt Gott seinen Vater. Er sagt, das ist das Haus meines Vaters. Was habt ihr daraus gemacht? Dieses geschäftige Treiben ist euch wichtiger in diesem Moment, als die Begegnung mit dem Allerheiligsten. Wofür dieser Tempel eigentlich steht. Das ist, was ihn aufregt. Also man muss das ein bisschen trennen gedanklich. Und das, was Jesus bewegt, ist nicht so sehr dieses Urteil darüber, was dort alles an Geschäften geschieht, sondern der Eifer für seinen Vater. Der Eifer für Gott treibt ihn an. Deswegen wird er ein bisschen ungestimmt und schmeißt alles um, was wahrscheinlich den Leuten nicht besonders gefallen hat. Würde ich sagen, auch zu Recht. Mir würde es auch nicht gefallen, wenn ich ein gutes Geschäft irgendwo machen würde und jemand kommt, schmeißt mir alles um. Ist nicht so toll. Erstaunlich ist, dass Jesus nicht aufgehalten wurde. Das ist auch etwas, was sehr interessant an dieser Geschichte ist, aber nicht so wichtig, finde ich. Und die Juden stellen jemanden aber zur Rede und sagen, welches Zeichen tust du, um dich zu rechtfertigen? Und Jesus versteht diese Frage nicht wirklich, weil er muss sich nicht rechtfertigen. Ein Mensch, der aus Eifer etwas für jemanden tut, kann das nicht einmal rechtfertigen. Ich tue das, weil ich mich für dich ereifere, weil ich dich liebe, weil du mir wichtig bist. Deswegen tue ich es. Es gibt keinen anderen Grund. Und die wollen einen Ausweis sehen. Von welchem Amt kommst du, dass du das alles umschmeißen kannst? Legitimiere dich. Sag uns, warum nimmst du dieses Recht heraus? Und sie fordern ein Zeichen, so wie es die Juden tun nach Paulus. Sie wollen ein Zeichen. Und indem sie ihren eigenen Vorstellungen folgen, verpassen sie das Zeichen, das Jesus getan hat. Er erklärt es dann seinen Jüngern, wie er dann von diesem Zusammenbruch des Tempels berichtet, dass der Tempel vernichtet wird, er wird es in drei Tagen wieder aufbauen. Er spricht von seiner Auferstehung. Und da kommen wir wieder zu Paulus zurück, der aus dieser Perspektive heraus Jesus begegnet. und Jesus verkündet. Deswegen ist es für uns in unserer Nachfolge auch von großer Wichtigkeit, zu überprüfen, was wir eigentlich von Gott wollen, was wir uns erwarten von ihm. Und es auch ruhig vor ihm in alle Freiheit zu bringen. Du darfst alles von Gott wollen. Er ist so frei, dass er nur das gibt, was er will. Manchmal sind seine Beweggründe relativ unergründlich. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Aber du darfst auch Zeichen in deinem Leben einfordern. Daran ist nichts Falsches. Aber Jesus und diese Geschichte von der Tempelreinigung, wie sie in der Tradition genannt wird, lehrt uns eines. Manchmal ist das, was du willst, wo du dich nachsehnst, ist vielleicht nicht genau das, was wichtig ist in diesem Moment. Und die Fastenzeit ist auch eine Zeit, wo wir uns fragen dürfen, wofür könnte ich mich ereifern vor Gott? Was könnte mein Herz so bewegen, wie es Jesus bewegt hat? Und dann diesem Nachgehen. Nicht um irgendwie Aufsehen zu erregen, Aufruhr zu verursachen und so weiter, sondern um Gott zu begegnen, weil das ist das, was Jesus, wenn er in den Tempel hineingeht, machen will. Er will. Im Tempel beten. Und das kann er nicht, weil da Dinge passieren, die ihn halt stören. Wo er selber sieht, das ist vielleicht nicht das. Und jetzt macht er ein Zeichen, was eigentlich in diesem Tempel wichtig ist. Wozu ruft dich Gott auf in deiner Nachfolge? Wofür ereifert sich dein Herz? Und schau, dass du nicht wie die jüdischen Autoritäten wirst, die da Jesus zur Rede stellen. Das ist immer die Gefahr, wenn man sich für etwas ereifert, dass man das Wichtige eigentlich verpasst. Weil man so in seinen eigenen Gedanken ist, dass man das Wichtige nicht sieht. Das hat am Anfang, das sage ich nur abschließend, um das zu verdeutlichen, Am Anfang der großen Flüchtlingsfälle vor einigen Jahren haben viele auch politisch überlegt, wie viele Menschen können wir in unserem Land aufgeben, was aufnehmen, was können wir tun, wozu sind wir verpflichtet und so weiter. Man hat das breit diskutiert und Kardinal Schönborn hat ein schönes Wort gesagt. Er weiß nicht, wie die politische Lösung aussehen soll. Er weiß eines, als Christ, wenn jemand zu dir nach Hause kommt, an deine Tür klopft und dich um Hilfe bittet, ist ganz klar, was du zu tun hast. Vielleicht nicht als Gesellschaft, da muss man vielleicht andere Maßstäbe setzen, aber ganz persönlich. Ganz persönlich ist es relativ klar. Und manchmal verstricken wir uns in Dinge, in Diskussionen, die so groß sind, dass wir da sowieso keinen Einfluss darauf haben. Und verpassen die Begegnung mit dem Heiligen, die Begegnung mit Gott, manchmal in unseren Mitmenschen, manchmal in Situationen, die uns begegnen.